kein 49,-€ Ticket Bürgerbus Kreuztal ?

49,-€ Ticket – Bürgerbus Kreuztal

‘Wir erkennen Deutschlandticket nicht an’, das war der BBK-Vorstandsbeschluss im März.

Jetzt hat das NRW Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr interveniert: §9 Absatz 1 Satz 4 des Regionalisierungsgesetzes bestimmt, dass der Tarif bis zum Erlass entsprechender Regelungen durch die Aufgabenträger, längstens jedoch bis zum 30. September 2023 vorläufig anzuwenden ist. Das Deutschlandticket soll im gesamten ÖPNV gem. §2 Regionalisierungsgesetz Geltung haben, wodurch sämtliche Bürgerbusse umfasst sind. Auch die Tarifbestimmungen des Deutschlandtickets sehen u.a. als Geltungsbereich Verkehre nach §42 Personenbeförderungsgesetz und die Integration von Verkehrsmitteln des ÖPNV im räumlichen Geltungsbereich der Tarife der teilnehmenden Verkehrsunternehmen vor. Das heißt im Ergebnis, dass sämtliche Bürgerbusse, also sowohl die Bürgerbusse, die den Gemeinschaftstarif und den landesweiten Tarif nach §5 Abs. 3 ÖPNVG NRW anwenden, als auch Bürgerbusse, die Inseltarife anwenden, das Deutschlandticket anerkennen müssen.
Auswirkungen für den Bürgerbus Kreuztal: Mit dem Bürgerbus Kreuztal fahren z.Z. ca. 450 Fahrgäste pro Monat. Vor Corona waren es etwa 800 bis 1000. Diese Zahlen sollen wieder erreicht werden. Es wurde 2022 ein neuer Niederflurbus für 90.000,-€ bestellt, neue Haltestellenausrüstungen für 4.000,-€ montiert, neuer Fahrplan und Linienweg als Konzession beantragt und zum 1.1.2023 umgesetzt.
Finanzlage: Wie alle Bürgerbus-Vereine ist auch der Bürgerbus Kreuztal auf alle Einnahmen angewiesen. Eine Fahrkarte kostet 2,-€ und ist eine direkte Einnahme in Höhe von 200,-€ pro Monat, für die Fahrgäste mit einem Schwerbeschädigtenausweis erhalten wir ein Jahr später eine Ausgleichszahlung in Höhe von 350,-€ pro Monat. Auch die Außenwerbung von Firmen, die das ehrenamtliche Bürgerbusprojekt unterstützen wollen, bringt noch Einnahmen. Das 49,-€ Deutschlandticket dagegen bringt den Bürgerbusvereinen keine direkten Einnahmen sondern zunächst nur Mehrkosten. Eine Ausgleichszahlung für die 49,-€ Tickets wird der Bürgerbus Kreuztal nicht bekommen und somit muss der Fahrgast als Einnahmeverlust gebucht werden.
Sitzplatzangebot: Das begrenzte Sitzplatzangebot von 8 Plätzen im Bus, Stehplätze sind nicht erlaubt, und der Klientel, an die sich das ehrenamtliche Fahrerengagement richtet, nämlich hauptsächlich Seniorinnen und Senioren, bietet wenig Raum für 49,-€ Fahrgäste.
49,-€ Fahrgäste: Eine Umfrage unter den BBK-Fahrgästen hat ergeben, das ca. 10% ein 49,-€ Ticket kaufen werden, um auch andere Fahrten im ÖV unternehmen zu können. Weitere 20% sind als einnahmefreie Fahrgäste zu erwarten, die nur zusätzliche Betriebskosten verursachen. Unsere BBK-FahrerInnen können auch nur eine einfache Sichtprüfung der 49,-€ Tickets durchführen.
Betriebskosten: Neben den Kosten für den Treibstoff fallen auch Kosten für Reparatur und Wartung, Winterreifen, Neuausrüstung oder Reparaturen von Haltestellen, Druckkosten für Fahrpläne und Infomaterial an.
Rücklagen für neues Bürgerbusfahrzeug: Nach einer Kilometerleistung von 300.000km oder einem Alter von 7 Jahren ist meist eine Neuanschaffung für einen neuen Bürgerbus notwendig. Neue Busse müssen barrierefrei sein, also einen ungehinderten Zugang für mobilitätseingeschränkte Personen bieten, das kann ein Hublift sein, dessen Bedienung für unser meist älteres Fahrpersonal sehr umständlich und zeitaufwendig ist, so dass der Fahrplan nicht mehr einzuhalten ist. Ein Niederflurbus mit einer Einstiegshöhe von ca. 20cm bringt Vorteile für alle Fahrgäste. Die Lieferzeiten lagen 2022 bei mehr als einem Jahr. Die Gesamtkosten betrugen etwa 90.000,-€ für die Dieselversion. Vom Land NRW gibt es einen Zuschuss von 60.000,-€, die Differenz von 30.000,-€ muss der Bürgerbusverein aufbringen. Das Altfahrzeug bringt beim Verkauf ungefähr 9.000,-€, der Restbetrag von 20.000,-€ muss in 7 Jahren angespart werden, das sind ca. 3.000,-€ pro Jahr.
Fazit: Die Einnahmeverluste durch das 49,-€ Ticket treffen den Bürgerbus Kreuztal unerwartet. Durch die gerade erfolgte Neuanschaffung sind keine Rücklagen für Einnahmeverluste mehr vorhanden. Jeder Fahrgast der den Fahrpreis nicht bezahlt, trägt zum Ende des Fahrbetriebs in Kreuztal bei. Damit wird das Ende der Bürgerbusse in NRW in absehbarer Zeit nicht aufzuhalten sein.