Bürgerbusse in vielen Bundesländern

Bürgerbusse rollen mittlerweile in vielen Bundesländern auf den Straßen und sind mehr als eine sinnvolle Ergänzung für den öffentlichen Nahverkehr. Zum Beispiel gibt es beispielsweise in Bad Wimpfen (Baden Württemberg) seit sechs Jahren betrieben. Im ersten Jahr wurden 6000 Fahrgäste gezählt, mittlerweile sind es über 17000. Eine Fahrt kostet 1 Euro. Die Linie wird, außer am Sonntag oder an Feiertagen, täglich befahren. Mittlerweile hat der alte Bus 170000 Kilometer auf dem Buckel, so dass mit Fördermitteln des Landes ein neuer Bus bestellt wurde.
Hört sich alles einfach an, ist aber tatsächlich ein langer Weg. Dies bestätigte dem Möserkurier auch  Achim Walder Der 67-jährige ist unter anderem Vorstandsmitglied bei ProBahn (Region Rhein-Ruhr), betreibt ein Büro für integrierte Stadtentwicklung und Verkehrsplanung und gründete vor 20 Jahren in Kreuztal den ersten Bürgerbus (Foto oben mit allen Fahrern).
Mittlerweile hat der Pensionär in 16 Städten Bürgerbusse ins Leben gerufen, hält darüber Vorträge in ganz Europa.
Ist ein Bürgerbus sinnvoll?
Auf jeden Fall. Der öffentliche Nahverkehr dünnt immer weiter aus. In vielen Ortschaften mangelt es an Einkaufsmöglichkeiten mehr und es gibt auch kleine Ärzte mehr. Gerade ältere Menschen sind deshalb auf einen Bürgerbus angewiesen.
Richtet sich das Angebot nur an Senioren?
Nein. Mobilität trifft alle Bevölkerungsgruppen in unterschiedlicher Ausprägung und Intensität. Sicherlich sind Senioren stärker betroffen, aber auch für Familien mit Kindern ist ein Bürgerbus sinnvoll, zum Beispiel für den Besuch von Freizeiteinrichtungen.
Sollte ein Bürgerbus kostenpflichtig sein?
Ja, denn es kann nicht davon ausgegangen werden, dass der Busbetrieb kostendeckend arbeitet. Deshalb sollte, trotz Fördermittel oder privatem Sponsoring ein kleiner Obulus verlangt werden. In Kreuztal kostet eine Fahrt 1,80 Euro. Unsere Erfahrung ist, dass dieses Geld gern bezahlt wird. Beschwert hat sich noch niemand.
Wie ist das mit der Organisation?
Ich empfehle die Gründung eines Vereins, der das Organisatorische in die Hand nimmt. Benötigt werden am Anfang zehn bis 15 Fahrer, die auch tagsüber zur Verfügung stehen. (beim Projekt Rumobil würde sich das Verkehrsministerium um die Erlangung und Finanzierung der Personenbeförderungsscheine kümmern. Die Redaktion). Die Gemeindeverwaltung und der Verein sollten Hand in Hand arbeiten. Ich empfehle sich mit dem Landkreis und dem örtlichen Nahverkehrsbetrieb zu verbünden. Je mehr Institutionen das Projekt unterstützen und mittragen, umso größer wird der Erfolg.
Wie ist das mit der Route und dem Fahrplan?
Alles sollte sich nach dem Bedarf richten. Wichtig ist, die Zeiten ohne Nahverkehrsangebot zu bedienen.  Viele Ortschaften oder Wohngebiete werden gar nicht angefahren. Auch hier hilft der Bürgerbus. Ich empfehle, die örtlichen Haltestellen mit einzubeziehen, aber auch andere Haltepunkte mit einzubeziehen, wenn das sinnvoll erscheint. Tatsache ist, wann der höchste Bedarf ist und wohin der Bus fahren soll, zeigt sich sehr schnell bei der praktischen Arbeit.
Sollte der Bürgerbus auch den Schülerverkehr ergänzen?
In der Regel wird das vom öffentlichen Nahverkehr sehr gut abgedeckt. Also, eher nicht.
Und wie steht die Verwaltung zu dem Projekt Bürgerbus?
Bernd Köppen: Ein Bürgerbus wäre ein super zusätzliches Serviceangebot für die Beweglichkeit unserer Bürger. Voraussetzung ist natürlich, dass sich Ehrenamtliche finden, die die Organisation übernehmen und den Bus fahren. Ich kann versichern, von der Gemeinde würde es die volle Unterstützung geben. Wer mitmachen möchte, den bitte ich, sich bei uns in der Verwaltung zu melden, damit das Rumobil-Projekt angeschoben werden kann.“
Übrigens: Wer sich vorab informieren möchte braucht nur das Wort „Bürgerbus“ bei Google einzugeben. Auch Achim Walder steht bei Fragen zur Verfügung und ist bereit, für einen Vortrag nach Möser zu kommen.
Von Begleitung bis zu Fördermitteln – die Voraussetzungen für einen Bürgerbus sind optimal. Jetzt kommt es auf die ehrenamtliche Bereitschaft an! Ehrlich, es wäre doch gelacht, wenn das nicht klappen sollte. Oder…?