Neuer Bus, altes Thema – Gewalt gegen Frauen hört nicht auf!

Bürgerbus-Verein und Gleichstellungsbeauftragte vereint gegen Gewalt

Ab sofort ist auf der Fahrtroute des Bürgerbusses wieder die Telefonnummer des Hilfetelefons gegen Gewalt, die anonym und kostenlos gewählt werden kann, im Stadtgebiet unterwegs.
Am Donnerstag, den 21.09.23 trafen sich Aktive des Bürgerbus-Vereins, darunter viele Fahrerinnen und Fahrer, Stellvertreterinnen des Frauenforums Siegen wie Mütterzentrum, Kerstin Tempel und der FrauenUnion, Elena Müller sowie die Vertreterinnen und ein Vertreter der örtlichen Kommunalpolitik Anna Wetz, Julia Morgenstern und Dieter Gebauer, um über die alltägliche und oft bagatellisierte Gewalt gegen Frauen zu sprechen und sich beim Bekleben des neuen Kreuztaler Bürgerbusses auch aktiv zu beteiligen. Die Siegener Zeitung und die Westfälische Rundschau waren ebenfalls mit je einer Redakteurin vor Ort.
Um 10:10 Uhr ging es an der Bürgerbus-Haltestelle Roter Platz in Kreuztal los, die Scheiben des Busses wurden durch freundliche Busfahrer für die Aufkleber vorbereitet. Achim Walder und Monika Molkentin-Syring platzierten die Telefonnummer für alle gut sichtbar auf der Außenhaut des Busses. Den Vorschlägen der Vereinsmitglieder, zusätzlich kleinere Aufkleber im Innenraum anzubringen und Infomaterial auszulegen, wurde gern gefolgt. Die Fahrerinnen und Fahrer sind sensibilisiert, und für alle Anliegen der überwiegend weiblichen Fahrgäste immer ansprechbar.
Nicht jede von Gewalt Betroffene kann oder möchte durch ihre Lebenssituation die 110 wählen.
Opfer häuslicher Gewalt empfinden ihre Situation oft als ausweglos, sie werden nicht bemerkt und machen sich nicht bemerkbar. Erfahrene Gewalt ist noch immer mit Scham und Angst besetzt, doch die örtliche Polizei kann nur eingreifen, wenn sie gerufen wird.
Die Gewalt gegen Frauen ist die häufigste Menschenrechtsverletzung und somit eine der größten Gefährdungen für ihre Gesundheit und ihr Leben in der Gesellschaft. Auch in Deutschland hat bereits jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt erlebt, die Dunkelziffer ist hoch. Dies geschieht meist bei Streitigkeiten mit einem aktuellen oder früheren Beziehungspartner. Zur Gewalt an Frauen und Mädchen zählen u.a. körperliche und psychische Gewalt, Vergewaltigung, Nötigung, sexuelle Belästigung, Stalking, und viele weitere auch verbale Formen der Gewalt. Die Statistik ist eindeutig: 91,7 % der Täter sind männlich (WR, 12.07.2023)
Milde Urteile aus Tätersicht bagatellisieren Übergriffe und sorgen immer wieder für Kopfschütteln. Frauen und auch ihren Kindern wird das Leben genommen, weil sie selbstbestimmt leben wollen. Fast jeden Tag wird in den Medien über Gewalt gegen Frauen berichtet. Die Dunkelziffer ist hoch!

Seit Corona ist das Thema aktueller denn je:

  • Mit dem pandemiebedingten Lockdown sind die Beratungskontakte des Hilfetelefons ab Ende März 2020 deutlich angestiegen und seitdem auf einem hohen Niveau geblieben.
  • Akute Krisen und Verletzungen in konkreten Gefährdungssituationen mehrten sich, sodass die Beratungen zeitintensiver waren und in vielen Fällen sofortige Hilfe über die Polizei oder Rettungskräfte organisiert werden musste.
  • Viele berichteten, dass sie seit dem Lockdown durch die Pandemie mehr Zeit zuhause verbringen und dadurch häufiger Zeuginnen oder Zeugen von Gewaltausbrüchen in der Nachbarschaft werden.
  • Die Nachfrage an fremdsprachlicher Beratung stieg um 25 Prozent, was eine schwierigere Situation von Frauen mit Migrationserfahrung in der Pandemie vermuten lässt.
  • Die Beratungen per E-Mail oder Chat stiegen um 15 Prozent. Gerade bei häuslicher Enge und Isolation stellen Online-Kontaktwege eine wichtige Alternative zum Telefon dar.

(Quelle: Homepage Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)

Laut einer aktuellen Kriminalstatistik zur Partnerschaftsgewalt registrierten die deutschen Behörden im vergangenen Jahr bundesweit 146.655 Fälle, in denen ein aktueller oder ehemaliger Partner Gewalt ausübte oder dies versuchte. Das entspricht einem Anstieg um 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. (Quelle www.dw.com )
Der gestiegene Bekanntheitsgrad des Hilfetelefons sorgte vermutlich für mehr Kontaktaufnahmen – eine Entwicklung, die auch weiterhin erwartet wird. Wir unterstützen dies durch unsere Aktion.
Das Hilfetelefon bietet eine anonyme, niedrigschwellige, kostenlose Beratung in 15 Sprachen unter 08000 116 016 an. Zudem gibt es neuerdings die vereinfachte Nummer! 116016 !
Auch die online-Beratung ist anonym möglich www.hilfetelefon.de
Es gibt auch Formen der Gewalt gegen Männer. Das Hilfetelefon “Gewalt an Männern” ist unter der kostenlosen Nummer 0800 1239900 oder auch per Mail an beratung@maennerhilfetelefon.de erreichbar.
Schutz vor häuslicher Gewalt (polizei.nrw)
In Siegen-Wittgenstein beschäftigt sich der Runde Tisch gegen Gewalt mit allen Formen der Gewalt in unserer Gesellschaft.

Ansprechpartnerin: Monika Molkentin-Syring, Gleichstellungsbeauftragte
Tel. 02732 51-310, M.Molkentin@Kreuztal.de